Samstag, 12. Mai 2012

T.C. Boyle - Eine Huldigung

Ich lese gerne und viel, was man auch daran erkennen kann, dass bald mal wieder ein neues Bücherregal fällig ist. Kann man ja praktischerweise beim Umzug erledigen. Dabei - also beim Lesen - beschränke ich mich weder auf bestimmte Genres noch Autoren. Es gibt allerdings einen Autor, der bei der Anzahl der Bücher in meinem Regal ganz klar die Nase vorn hat: Thomas Coraghessan, genannt T.C., Boyle. Von ihm habe ich sieben Bücher im Regal (das aktuelle, When The Killing's Done, lese ich zurzeit), und alle haben mir außerordentlich gut gefallen. Das Spannende daran ist, dass sie alle vollkommen verschieden sind. Man kennt es ja oft, dass Autoren bestimmte Personen(gruppen), Milieus, Themen oder Orte bevorzugen (beispielsweise spielen die Romane des von mir ebenfalls verehrten Nick Hornby ja mehr oder weniger alle im nördlichen London und in einer bestimmten Klientel). Bei Boyle spielen zwar die meisten mir bekannten Geschichten in den USA, einige davon in Kalifornien, aber erstens ist das ja schon ein weites Feld, zweitens sind die Hintergründe, Umstände und Kulissen oft komplett unterschiedlich. Und dennoch hat man den Eindruck, dass er ein wahrhafter Experte auf genau diesem Gebiet ist, um das es sich gerade dreht. Was mich bei seinem Output an Romanen und Kurzgeschichten ganz schön beeindruckt. Ohne natürlich faktenhuberisch langweilig zu wirken. Denn das ist das zweite Riesenplus an Boyles Romanen: die Sprache. Bis auf zwei Bücher (Willkommen in Wellville bzw. The Road to Wellville und Wassermusik bzw. Water Music) habe ich die Romane auf Englisch gelesen. Und auch wenn ich nicht jedes Wort verstehe, ist es eine Freude zu sehen, dass da jemand die Tiefen seiner Sprache voll und ganz ausschöpft, ohne dabei prätentios oder gar angeberisch zu wirken. Man merkt einfach, dass Boyle Spaß an den Formulierungsmöglichkeiten hat - und das erzeugt wiederum beim Lesen Spaß. Man kann sich in die Geschichten, Personen und Orte super reinversetzen. Selbst die Übersetzungen ins Deutsche, bei denen ja oft viel Sprachwitz und -schönheit verloren gehen, können dem nichts anhaben.

Ich kann also jedem guten Gewissens die Bücher von Boyle empfehlen - zumindest die, die ich selbst gelesen habe. Das sind, außer den bereits genannten: East is East (dt. Der Samurai von Savannah), The Tortilla Curtain (dt. América), The Women (dt. Die Frauen) sowie mein Lieblingsbuch von ihm, Talk Talk. Den Rest nehme ich mir auch noch irgendwann vor...

1 Kommentar:

  1. Drop City von ihm habe ich mal gelesen, aber in der deutschen Übersetzung. Das Thema war ganz stark, allerdings mußte ich mich am Anfang ziemlich rein knien, geschrieben für die hektische S-Bahn war es nicht :/

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