Mittwoch, 16. März 2011

The Beat Goes On

Beginnen möchte ich diesen Eintrag, auch wenn es im Kern um das Konzert von Beady Eye im Kölner E-Werk geht, mit einem Zitat von Berti Vogts: "Wenn ich über's Wasser laufe, dann sagen meine Kritiker, nicht mal schwimmen kann der." Recht hat er. Was seine Person angeht. Und würde Liam Gallagher auch nur einen trockenen Furz darauf geben, was andere, was irgendwer über ihn denkt - für ihn (wie auch für seinen Bruder) hätte der Satz wohl ebenso eine Berechtigung. Klar, der Mann polarisiert. Da finden eine Menge Leute eine Menge zu meckern. Am meisten trotz allem erstaunlicherweise über die Musik: Früher hat er schon im Verbund mit seinem Bruder geklaut und kopiert. (Bei anderen Bands heißt das übrigens, sie lassen sich inspirieren oder haben Referenzen...). Jetzt kopiert er sich auch noch selbst. Alles wie früher, nur ohne Noel usw usf. Von Weiterentwicklung, wie schon früher, keine Spur. Und der ganze Scheiß.

Aaach, ich könnt mich in Rage schreiben... Aber hier soll es ja schließlich um einen schönen Konzertabend gehen. Also: Den Anfang machte Steve Cradock mit seiner Band, der auch seine Frau angehört. Der „Rest“ macht alterstechnisch den Eindruck, als hätte Mr Cradock noch schnell ein Casting in einer Schulklasse abgehalten. Aber sie sind gut. Wie auch das Set, auch wenn es anfangs etwas arg gemütlich zuging und sich die Liebste (ein großer Ocean Colour Scene Fan wohlgemerkt) schon beim britischen Beitrag für den Eurovision Song Contest wähnte. Insgesamt aber ein gelungener Auftritt eines (weiteren) Britpop-Helden.

Nach recht ausgedehnter Umbaupause – erleichtert durch wirklich großartige Musik vom Band, da blieb kaum ein Wunsch offen – wars dann endlich soweit. Unter Begleitung eines Instrumentalstücks schritten LG, Gem Archer, Andy Bell, Chris Sharrock, Tourbassist Jeff Wooton und Tourkeyboarder Matt Jones auf die Bühne. Augenblicklich ist Stimmung in der Bude. Die steigert sich beim flotten Einstieg mit „Four Letter Word“ nochmal beachtlich, wie auch die Raumtemperatur. Liam trägt Parka… und ist immer noch ein umwerfend grandioser Frontmann, der sogar zwischendurch recht freundliche Ansagen macht. Und so ganz nebenbei wirklich gute Tracks in altbewährter Manier ins Mikro liamt. Er singt deutlich besser als bei der letzten Oasis-Tour. Man merkt ihm förmlich an, dass er Spaß hat. Oder, um es mit dem schönen "Kill For A Dream" zu formulieren: "and you say to the driver just drive, 'cos you've never felt so alive". Genau so klingt er: lebendig und gut.

Das sind auch die meisten der Songs, die live noch einmal hinzugewinnen. Obwohl ich ja schon vom Album positiv überrascht war. Aber "Standing On The Edge Of The Noise", mein aktueller Favorit "Millionaire" oder der Track, der diesem Eintrag seinen Namen gibt, sind auf der Bühne wirklich klasse. Da stören auch nicht die wenigen Längen, wobei diese sich im Vergleich zum Album (die zweiten Hälften von "Bring The Light" und "The Morning Son") live auch irgendwie kürzer anfühlen. Wirklich stören kann nur der Sound ein wenig - der ist, zumindest ziemlich weit rechts vorne, zu laut, zu breiig, zu viel und gerade noch so im Rahmen des Erträglichen. Davon abgesehen spielen Beady Eye ein kurzes, knackiges (mehr als ne gute Stunde Material ist ja schließlich auch nicht da) Set, das mich ebenso wie das Album positiv zu überraschen weiß. Wer das anders sehen will: just fook off. Und all den Nörglern sei gesagt: Es gibt sehr wohl eine Weiterentwicklung. Zitat Liam: "No more tambourines, man. I've moved on." Sollten sich einige Ewiggestrige auch mal angewöhnen. The beat goes on.

2 Kommentare:

  1. Sehr schöner Text :) Hoffentlich kommen sie doch noch in die meinige Gegend zum Spielen.

    Bring the lights finde ich mittlerweile ziemlich gut, so ein Rock'n'Roll Piano gab es lange nicht mehr. Es hätte einfach nur etwas kürzer sein können.

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  2. genau das ist es - es ist zu lang. Ich bin ja auch ein großer Freund des Rock'n'Roll Pianos - das als Zweiminüter wär ne absolute Wucht!

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