Montag, 9. November 2009

Die Antwort lautet: Ja, Panik!

Nur wie war noch gleich die Frage? Vielleicht: Welche ist die momentan beste/interessanteste/spannendste deutsche bzw. deutschsprachige Band? Denn Ja, Panik kommen ja gar nicht aus Deutschland, sondern stammen ursprünglich aus dem österrechischen Burgenland. Auch wenn sie mittlerweile in Berlin leben und dort übrigens eine gemeinsame Wohnung suchen. Falls also jemand einen Tipp hat, bitte vertrauensvoll an die Band wenden...

Nachdem ich es bereits sträflicherweise versäumt hatte, das aktuelle Album der Band mit dem Titel "The Angst And The Money" an dieser Stelle zu besprechen (dazu jetzt nur noch soviel: kaufen! Es lohnt sich), will ich mir nicht auch noch selber vorwerfen müssen, auch das Konzert kommentarlos vorbeistreichen zu lassen. Auch wenn es schon wieder knapp zwei Wochen her ist, ist der Eindruck immer noch ziemlich frisch und nachhaltig. Denn, um das vorweg zu sagen: es war großartig. Die Stücke, eh schon voller Emotionen, schöner Melodien, Wahrheit und genialischem Lärm, sind live noch größer, noch beeindruckender und bewegender und driften noch mehr in ein scheinbar aus dem Ruder laufendes Chaos ab, nur um in letzter Sekunde wieder in die Melodie zurück zu finden, als wäre nichts geschehen. Beispiel: "Als habe ich...". Die Songs aus der Feder von Andreas Spechtl sind verspielt und fragil und gleichzeitig massiv, wenn ich dieses Wort mal für die ohnehin schon schwierige Beschreibung von Musik entwenden darf. Das scheint für das Nürnberger Publikum teilweise eine Überforderung darzustellen. Anders lassen sich die unangemessen lauten Gespräche in den zarten, leisen Phasen von so zerbrechlichen Stücken wie "The Golden Handshake" nicht erklären. Spechtl reagiert darauf souverän und baut kurzerhand eine Imitation von Smalltalk und Blabla in einen Song ein, bis es, zumindest für eine Weile, auch der lauteste Quatschkopp zu verstanden haben scheint.

Das neue Album ist erwartungsgemäß der Schwerpunkt der Setlist, und daran gibt es nichts, aber auch gar nichts auszusetzen. Zumal die Band darüber hinaus natürlich auch "alte" Perlen wie "Thomas sagt", "Marathon" oder "Zwischen 2 und 4" im Repertoire hat und damit nicht nur mich erfreut, denn fast all meine Lieblingstracks sind so vertreten. Das Publikum ist, mit Ausnahme der Quasselstrippen, ebenfalls durchweg begeistert und gibt sich erst nach zwei Zugaben zufrieden, die es beide in sich haben. Kollektiv herunterklappende Kinnladen gepaart mit Gänsehaut verursacht vor allem eine Gospel-artige Coverversion von Bob Dylan's "Ring Them Bells", die Spechtl ausnahmsweise nicht am Mikrofon, sondern am Piano sieht. Den Hauptgesang übernimmt dabei der ansonsten vornehm im Hintergrund agierende Gitarrist Thomas Schleicher, der auch als einziger sonst gar nicht zum Gesang beiträgt. Der Rest der Band betätigt sich derweil als Background-Gospelchor. Das ist, gerade angesichts des voran gegangenen Sets der Band, irgendwie eigenartig. Vor allem aber ist es berückend schön und anrührend und ein wunderbarer Abschluss eines sehr guten Konzerts. "Sind das jetzt die Lieder, die man wirklich fürchten muss?" Nein, diese Lieder sollte man preisen und verbreiten - etwas Besseres findet man in der deutschsprachigen Musik nämlich zurzeit - wenn überhaupt - nur schwerlich.

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