Mittwoch, 29. Juli 2009

Beatlemania

Auf dem Weg von Bristol nach Liverpool muss ich in meiner alten Erasmus-Semester-Wahlheimat Birmingham umsteigen. Ich habe aber nur knapp eine halbe Stunde Aufenthalt, so dass nicht mehr drin ist, als einmal über den Bahnhof zu laufen. Aber Birmingham kenne ich ja auch zur Genüge.

In Liverpool gönne ich mir dann für 4 Pfund ein Taxi zum Hostel - wenn man schon drei Nächte für insgesamt nur 45 Pfund wohnt, ist das ja durchaus mal drin. In der Embassie werde ich von Kevin sen., einem der beiden Betreiber, direkt sehr herzlich begrüßt - ich bekomme einen Tee und viele Empfehlungen für meinen Aufenthalt, außerdem lustige Geschichten aus Kevins Jugend, z.B. dass er mal in einem Band-Contest mitgespielt hat, in dem seine Band den dritten Platz belegte, John Lennons' "The Quarrymen", immerhin die Vorläufer der Beatles, aber nur den fünften. Überhaupt kann ich die Embassie (übrigens wirklich ehemals eine Botschaft, bzw. das Konsulat von Venezuela) sehr empfehlen. Zumindest wenn man kein Problem damit hat, in Zwölfbettzimmern zu übernachten. Aber die Leute dort sind sehr nett, Frühstück und 24h Tee/Kaffee/Getränke sind inklusive, und es liegt sehr günstig. Es werden übribens nur internationale Backpacker aufgenommen, was eine bunte Mischung verspricht.

Nach Tee mit Kevin sen. und mit vielen Prospekten und Guides in der Tasche mache ich mich direkt auf in Richtung Stadt. Da es schon Nachmittag ist, laufe ich einfach erstmal ein bisschen umher und beschnuppere sozusagen das Revier. Ich mache einen ersten Abstecher zum Cavern Club und zum Hard-Day's-Night-Shop sowie zum Albert Dock. Im nebenan gelegenen ICC spielt an diesem Abend Leonard Cohen - für durchschnittlich 60 Pfund pro Ticket. Dafür könnte ich vier Tage in der Embassie wohnen! Ich gehe lieber nebenan italienisch essen und erfreue mich daran, dass ich scheinbar der Einzige in diesem möchtegern schicken Restaurant bin, der nicht möchtegern schick gekleidet ist. Danach gibts noch ein Guinness im Pub, und dann leg ich mich in eines von zwölf Betten in meinem Dorm. Nicht ohne Verwunderung stelle ich fest, dass dort zwei Leute anscheinend bereits recht lange leben - ihre Klamotten hängen überall an ihren Betten bzw. stehen waschkörbeweise herum. Und sie liegen die halbe Nacht und den halben Tag (soweit ich das beurteilen kann) mit dem Laptop im Bett. Dafür muss man doch nicht im Hostel wohnen?!

Der nächste Tag gehört dann fast vollständig den Fab Four. Bei strahlendem Sonnenschein (sowas gibts auch in England!) laufe ich, nach einem kurzen Abstecher zur Liverpool Anglican Cathedral, in Richtung Albert Dock, in dem The Beatles Story beheimatet ist. Und, oh Freude: Für Journalisten ist sogar der Eintritt gratis! Das Museum, wenn man es so nennen will, ist wirklich sehr schön gemacht und voller Original-Stücke und Reminiszenzen an die Beatles, von den Anfängen über die Auflösung bis zum Tode von Lennon und Harrison. Teilweise ist das sehr bewegend dargestellt. Der Besuch hat sich in jedem Fall gelohnt und ist nicht nur für Beatles-Fans lohnenswert. Danach nehme ich eine kurze Beatles-Auszeit und fahre mit einer "Ferry 'cross the Mersey", was bei diesem Wetter eine prima Sache ist. Nebenher erfährt man noch einiges über die Geschichte Liverpools. Am besten gefällt mir die Geschichte über die beiden "Liver Birds", von denen der männliche stadteinwärts schaut, um sicher zu gehen, dass die Pubs geöffnet sind! Im Anschluss an die Fährfahrt gehts dann weiter mit der Beatles Story, bzw. mit der Sonderausstellung "White Feather: the Spirit of Lennon". Die widmet sich, wie der Name schon sagt, dem Leben und Schaffen John Lennons und wurde von seiner ersten Frau Cynthia und ihrem Sohn Julian zusammengestellt. Daher ist sie sehr persönlich und bewegend. Wirklich toll! Abends lasse ich dann mit ein paar anderen Gästen im Hostel bei Mr Bean und Monthy Python den Tag noch ein wenig ausklingen.

An meinem dritten Tag in Liverpool gehts zunächst zum Liverpool World Museum, speziell in die Ausstellung "The Beat Goes On", in der die jüngere Musikgeschichte Liverpools mit vielen Hörproben und sehr anschaulich dargestellt ist - von der Beat-Area bis heute. Klasse! Das ist das Wetter an diesem Tag leider nicht mehr durchweg, am Albert Dock werde ich sogar einmal fast richtig nass. Ich gehe erstmal einen Kaffee trinken und streife danach ein wenig durch die Geschäfte. In einem großen Plattenladen ist ein Total-Ausverkauf, da kann ich natürlich nicht widerstehen. Ich beherrsche mich aber erst einmal und kaufe nur drei CDs. Gegessen wird abends in Jamie Carraghers Sports Café, der Chef lässt sich aber natürlich leider nicht persönlich blicken. Ist ja auch gerade in der Saisonvorbereitung. Und im Anschluss gehts dann in den Cavern Club, die Beatles endlich live zu sehen. Naja, die Beatles Experience natürlich, aber immerhin. Und die sind wirklich gut! Und die Atmosphäre ist ebenfalls toll, selbst wenn es nicht mehr der Original Cavern Club ist. Angemessen spät gehts zurück in die Embassie, wo mich das Surren der Laptops empfängt, bevor ich mich schlafen lege. Am nächsten Tag gehts dann nur wenige Kilometer weiter nach Manchester.

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